Abnehmspritzen: Gefährden Wegovy und Co den Marktführer für Insulinpumpen?

Lanzette für Blutprobe: Rückgang der Diabetes-Patienten durch Abnehmspritzen? (Foto: Freepik, MontriThipsorn)

Seit dem Hype um das Hormon GLP-1 ist ein Umbruch im Sentiment der Anleger zu bemerken. Viele Branchen werden hinsichtlich der möglichen Auswirkungen von weniger Fettleibigkeit und Diabetes neu evaluiert. Neben einigen Fastfood- und Snack-Giganten mussten auch einige Aktien im Gesundheitsbereich einen deutlichen Kursrückgang hinnehmen.

Ein Rückgang an Diabetes-Patienten und an Krankheiten, die mit Übergewicht in Verbindung gebracht werden, könnte einige Geschäftsmodelle im Wachstum bedrohen. Dazu zählen Spezialisten, die sich mit Herzkrankheiten wie Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall, aber auch mit Schlafapnoe widmen.

FDA genehmigt Semaglutide gegen kardiovaskuläre Erkrankungen

Die Sorge der Anleger scheint nicht unberechtigt, denn das Abnehm-Medikament Wegovy ist nicht nur zur Gewichtsabnahme zugelassen, sondern auch, um lebensbedrohliche kardiovaskuläre Ereignisse bei Erwachsenen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Fettleibigkeit oder Übergewicht zu verhindern.

Allein in den USA sind 70 Prozent der Erwachsenen von Fettleibigkeit oder Übergewicht betroffen. Wegovy enthält Semaglutid, einen GLP-1- Rezeptor-Agonisten. Es reduziert das Risiko schwerwiegender kardiovaskulärer Krankheiten wesentlich. Die Nebenwirkungen sind insbesondere Übelkeit, Durchfall und Erbrechen. Auch eine Hypoglykämie (ein niedriger Blutzucker) und damit verbundener Schwindel sind häufig.

Insulet – Marktführer für Insulinpumpen in Gefahr?

Insulet ist ein US-amerikanisches Medizintechnikunternehmen, das im Jahr 2000 gegründet wurde und seit seinem Börsengang 2007 eine beeindruckende Kursentwicklung verzeichnet hat. Der Aktienkurs stieg von rund 15 US-Dollar auf aktuell um die 200 US-Dollar und mehr, was einer Wertsteigerung von über 1.100 Prozent entspricht.

Das Unternehmen spezialisiert sich auf Insulinabgabesysteme und ist besonders bekannt für das Insulin-Management-System Omnipod. Diese schlauchlose Insulinpumpe wird direkt auf der Haut getragen und gibt kontinuierlich eine voreingestellte Menge Insulin ab. Darüber hinaus ermöglicht das System das Verabreichen zusätzlicher Insulindosen, etwa bei Mahlzeiten oder hohen Blutzuckerwerten.

Dank dieser innovativen Lösung hat Insulet über die Jahre ein starkes Wachstum verzeichnet und sich als Marktführer etabliert. In den letzten 10 Jahren konnte das Unternehmen den Umsatz jährlich um durchschnittlich 22 Prozent steigern, während die Bruttomarge von 55 Prozent auf 68 Prozent stieg.

Die Frage, ob jemand eine Insulinpumpe wie das Omnipod benötigt, wenn GLP-1-Rezeptor-Agonisten verwendet werden, hängt von der Diabetesart und der individuellen Blutzuckerkontrolle ab. Bei Typ-1-Diabetes bleibt die Pumpe in der Regel unverzichtbar, während bei Typ-2-Diabetes die Notwendigkeit durch den Einsatz von GLP-1-Rezeptoragonisten möglicherweise verringert werden kann. Sollte diese Zielgruppe wegfallen, könnte das die Umsätze von Insulet erheblich beeinträchtigen.

Trotz dieser potenziellen Herausforderung verzeichnet Insulet derzeit weiterhin starkes Wachstum. Im 2. Quartal 2024 stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent, und die Bruttomarge verbesserte sich von 66,8 auf 68 Prozent. Der Gewinn pro Aktie lag 11,2 Prozent über dem des 2. Quartals 2023. Für das Geschäftsjahr 2024 wird ein weiteres Umsatzwachstum von 18 bis 21 Prozent erwartet, womit die Prognosen übertroffen wurden.

Analysten bewerten Insulet weiterhin positiv, da das Unternehmen von der Umstellung vieler Patienten auf mehrere tägliche Insulininjektionen profitiert. Allerdings hat der Aktienkurs in den letzten Quartalen eine deutliche Korrektur erfahren, und die Bewertung bleibt mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) von 7 und einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 63 weiterhin hoch.

Für Anleger, die nach einer Wachstumsaktie mit Potenzial und gleichzeitigem Risiko suchen, könnte Insulet trotz der hohen Bewertung eine interessante Option sein. Andere Unternehmen, die ebenfalls von der medialen Aufmerksamkeit rund um Abnehmspritzen betroffen waren, sind beispielsweise Edwards Life Sciences, ein führendes Unternehmen im Bereich der Medizintechnik für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, und ResMed, ein Spezialist für Atemwegserkrankungen. Im Gegensatz dazu hat sich TransMedics Group, ein Smallcap-Unternehmen im Bereich von Pumpensystemen für Typ-1-Diabetes, trotz des Trends stabil entwickelt.

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